Ausgabe 40-42, 30. September bis 20. Oktober 2017

Schulseelsorger Stephan Schmidt im Gespräch mit einem Jungen. (Foto: © Andreas Fouradoulas) Schulseelsorger Stephan Schmidt im Gespräch mit einem Jungen. (Foto: © Andreas Fouradoulas)

«Oase» für Schulkinder mit Problemen

Bettagskollekte hilft Schulseelsorge in Basler Schulhäusern

Aus der diesjährigen Kollekte in den Bettags-Gottesdiensten wird unter anderem ein Schulseelsorge-Projekt in der Stadt Basel unterstützt: Der katholische Religionslehrer Stephan Schmidt bietet Schulkindern in den Pausen Hilfe bei individuellen Problemen an.

Die «Oase» in zwei Basler Schulhäusern ist jeweils während der grossen Pause offen, und zwar je zweimal im Schulhaus Dreirosen und im Schulhaus Horburg. Dann ist Stephan Schmidt als Schulseelsorger für die Schülerinnen und Schüler da und hört sich an, was sie bewegt. Manchmal seien es Kleinigkeiten, sagt Schmidt. Manchmal aber auch grosse Probleme, welche die Kinder zu bewältigen hätten. Oft gehe es um Trauer und Schuldgefühle. Er erzählt einige Beispiele.

Zwei Mädchen konnten eine neue Lehrerin nicht gern haben, weil sie die frühere so sehr mochten. Nach dem Gespräch in der «Oase» besuchten die Mädchen ihre alte Lehrerin und verabschiedeten sich noch einmal bewusst von ihr. Ein Junge konnte den Tod seines Opas auch Jahre später nicht verkraften. Schmidt stellte mit ihm Kerzen her, die er zuhause mit seiner Mutter anzünden und so trauern konnte. Ein Mädchen, das beim Vater lebte, konnte seine Mutter nicht mehr lieben und entwickelte deshalb Schuldgefühle - was eine längere Begleitung notwendig machte. Ein Bub wurde von seinem Vater geschlagen, was seinen Glauben erschütterte. «Da ging es auch um die Frage: ‹Wie kann Gott so etwas zulassen›», erklärt Schmidt. Wo notwendig, hole er sich Hilfe von aussen, etwa bei Psychologen oder der Opferhilfe in Basel, fügt der Schulseelsorger hinzu.

Die «Oase» ist offenbar gut besucht. Schmidt schätzt, dass er – über die gesamte Schulzeit hinweg – damit eine grössere Anzahl Kinder im jeweiligen Schulhaus erreichen kann als mit dem konfessionellen Religionsunterricht, den er ebenfalls erteilt. Das Schulhaus Horburg erlebte von 2015 bis Mitte 2017 einen regelrechten Ansturm auf das Seelsorgeangebot. Sämtliche Termine seien jeweils bis zu einem Monat im Voraus ausgebucht gewesen, so Schmidt. Die «Oase» steht allen Schülerinnen und Schülern offen, egal welcher Religion oder Konfession sie sind. Das entspreche dem christlichen Selbstverständnis, sagt Schmidt.

Bezahlte Arbeitszeit erhöhen
Mit dem Bettagsgeld – die von der Inländischen Mission (IM) ausgewählten Projekte erhalten aus der Kollekte je rund 10 000 bis 15 000 Franken – könne sie dem beteiligten Religionslehrer mehr Arbeitsstunden bezahlen, sagt Andrea Albiez, Rektorin des Re­li­gions­unterrichts bei der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt. Ein reformierter Kollege engagiert sich als Schulseelsorger im Basler Schulhaus Margarethen und beteiligt sich damit am ökumenischen Projekt. Das Fundraising geschehe aber getrennt, sagt Albiez.

Die Schulseelsorge ist dem Beichtgeheimnis unterstellt. Das ermögliche den Kindern, Dinge zu erzählen, die sie sonst nirgends erzählen wollten, erklärt Schmidt. Für schwerwiegende Fällen – etwa Übergriffe oder Misshandlung in der Familie – ist die Schulsozialarbeit zuständig. Die beiden Unterstützungsangebote konkurrenzierten sich nicht, sondern ergänzten sich, sagt der Schulseelsorger.

Regula Pfeifer (kath.ch)

 

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