Aus der diesjährigen
Kollekte in den Bettags-Gottesdiensten wird unter anderem ein
Schulseelsorge-Projekt in der Stadt Basel unterstützt: Der katholische
Religionslehrer Stephan Schmidt bietet Schulkindern in den Pausen Hilfe
bei individuellen Problemen an.
Die «Oase» in zwei
Basler Schulhäusern ist jeweils während der grossen Pause offen, und
zwar je zweimal im Schulhaus Dreirosen und im Schulhaus Horburg. Dann
ist Stephan Schmidt als Schulseelsorger für die Schülerinnen und Schüler
da und hört sich an, was sie bewegt. Manchmal seien es Kleinigkeiten,
sagt Schmidt. Manchmal aber auch grosse Probleme, welche die Kinder zu
bewältigen hätten. Oft gehe es um Trauer und Schuldgefühle. Er erzählt
einige Beispiele.
Zwei Mädchen konnten eine neue Lehrerin nicht gern haben, weil sie die frühere so sehr mochten. Nach dem Gespräch in der «Oase» besuchten die Mädchen ihre alte Lehrerin und verabschiedeten sich noch einmal bewusst von ihr. Ein Junge konnte den Tod seines Opas auch Jahre später nicht verkraften. Schmidt stellte mit ihm Kerzen her, die er zuhause mit seiner Mutter anzünden und so trauern konnte. Ein Mädchen, das beim Vater lebte, konnte seine Mutter nicht mehr lieben und entwickelte deshalb Schuldgefühle - was eine längere Begleitung notwendig machte. Ein Bub wurde von seinem Vater geschlagen, was seinen Glauben erschütterte. «Da ging es auch um die Frage: ‹Wie kann Gott so etwas zulassen›», erklärt Schmidt. Wo notwendig, hole er sich Hilfe von aussen, etwa bei Psychologen oder der Opferhilfe in Basel, fügt der Schulseelsorger hinzu.
Die «Oase» ist offenbar gut besucht. Schmidt schätzt, dass er – über
die gesamte Schulzeit hinweg – damit eine grössere Anzahl Kinder im
jeweiligen Schulhaus erreichen kann als mit dem konfessionellen
Religionsunterricht, den er ebenfalls erteilt. Das Schulhaus Horburg
erlebte von 2015 bis Mitte 2017 einen regelrechten Ansturm auf das
Seelsorgeangebot. Sämtliche Termine seien jeweils bis zu einem Monat im
Voraus ausgebucht gewesen, so Schmidt. Die «Oase» steht allen
Schülerinnen und Schülern offen, egal welcher Religion oder Konfession
sie sind. Das entspreche dem christlichen Selbstverständnis, sagt
Schmidt.
Bezahlte Arbeitszeit erhöhen
Mit dem
Bettagsgeld – die von der Inländischen Mission (IM) ausgewählten
Projekte erhalten aus der Kollekte je rund 10 000 bis 15 000 Franken –
könne sie dem beteiligten Religionslehrer mehr Arbeitsstunden bezahlen,
sagt Andrea Albiez, Rektorin des Religionsunterrichts bei der
Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt. Ein reformierter Kollege
engagiert sich als Schulseelsorger im Basler Schulhaus Margarethen und
beteiligt sich damit am ökumenischen Projekt. Das Fundraising geschehe
aber getrennt, sagt Albiez.
Die Schulseelsorge ist dem Beichtgeheimnis unterstellt. Das
ermögliche den Kindern, Dinge zu erzählen, die sie sonst nirgends
erzählen wollten, erklärt Schmidt. Für schwerwiegende Fällen – etwa
Übergriffe oder Misshandlung in der Familie – ist die Schulsozialarbeit
zuständig. Die beiden Unterstützungsangebote konkurrenzierten sich
nicht, sondern ergänzten sich, sagt der Schulseelsorger.
Regula Pfeifer (kath.ch)
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